DIE DEEP-SKY-TAGUNG 2002 AUF DEM EISENBERG

Vom 19. bis 21. 4 2002 fand zum vierten Male die Deep Sky Tagung (kurz DST) auf dem Eisenberg im nordhessischen Knüllgebirge statt. Da ich bisher das Glück hatte, alle vier Tagungen zu besuchen, darf ich gleich vorweg sagen: Es war die m.E. nach beste DST bisher mit einigen positiven Neuerungen. Aber mal schön der Reihe nach.
Nach ungefähr 4238 km Stau kam ich am besagten Freitag, dem 19.4. gerade noch rechtzeitig zum Abendessen (puhhhh). Nach der schon obligatorischen Erbsensuppe begann gegen 20 Uhr die Begrüßung der 58 Gäste und der Eröffnungsvortrag. Rainer Sparenberg, vielen durch seine Astrofotos bekannt, berichtete über Astro-Farbfotografie südlicher Objekte mit dem Keller-Hypergraphen. Die Astrofotos waren äußerst ästhetisch anzusehen. Man mochte kaum glauben, was mit (sicherlich professionellen) Amateurmitteln machbar ist.
Nach dem sehr interessanten Vortrag wurde übergewechselt zum Erfahrungsaustausch. Soll heißen, dass die Teilnehmer in gemütlicher Runde bei einem Gläschen Bier die Möglichkeit zum fachsimpeln haben. Dies wurde auch sehr rege genutzt. Alte Freundschaften wurden wieder aufgefrischt, neue Freundschaften geschlossen. Besonders schön finde ich hierbei, dass man Namen, die man sonst nur aus Zeitschriften kennt, nun auch endlich Gesichter zuordnen kann.
Nach dem Frühstücksbuffet referierte Wolfgang Steinicke über Deep Sky Kataloge, die neue Uranometria und andere Geschichten. Wolfgang arbeitet seit vielen Jahren intensiv mit anderen engagierten Leuten an dem NGC-IC Projekt, bei dem Fehler in den beiden Katalogen aufgespürt und berichtigt werden. Leider wurden in der neuen Uranometria diese übrigens kostenlos zur Verfügung stehenden Daten nicht genutzt. Im Anschluß an diesen Vortrag folgte der nächste, der sich mit den Holmberg-Zwerggalaxien befasste. Josef Müller (CCD), Ronald Stoyan, Klaus Veit und Frank Richardsen (visuell) verglichen Beobachtungen und Fotografien der 9 immer mehr an Bekanntheit zunehmenden äußerst schwachen Galaxien. Dabei war einerseits erstaunlich, was visuell alles zu sehen ist (es gibt auch Negativbeobachtungen) und andererseits natürlich der Detailreichtum in den CCD-Aufnahmen.
Im Anschluß folgte von Peter Riepe ein Vortrag über das Projekt Zwerggalaxien der Fachgruppen Astrofotografie und Deep-Sky.
Es ist schön, dass diese beiden Fachgruppen in der VdS so eng zusammenarbeiten (die Fachgruppen sind übrigens auch der gemeinsame Veranstalter dieser Tagung). Nach dem Mittagessen wurde das Programm in zwei "Abteilungen" getrennt. Während Dennis Möller einen Workshop über das Rauschen in CCD-Aufnahmen abhielt, fand parallel dazu die traditionelle Sitzung der VdS-FG Deep Sky statt.
Nach der Kaffeepause und dem Gruppenfoto stellte Han Kleijn das freie Planetariumsprogramm "Hallo Northern Sky" vor, das im übrigen auf der Website HN-Sky als Freeware erhältlich ist. Das besondere an diesem Programm ist ein Tool, mit dem man eigene Zeichnungen und Fotografien in das Planetariumsprogramm mit einbauen kann. Sehr eindrucksvoll veranschaulichte das Han an einer Holmberg IX-Zeichnung von Frank Richardsen. Außerdem ist eine Überlagerung mit GSC und RealSky möglich.
Gegen 16:30 folgte der Vortrag "Outback-Astronomie" von Anton Malina, hiernach "Namibia - Traumland für Amateurastronomen" von Raienr Sparenberg. Hierbei gab es die erste positive Überraschung. Zum ersten Mal auf der DST wurde ein Film gezeigt; mit moderner Technik ist heutzutage wohl fast alles machbar. Der 45-Minuten-Film war sehr kurzweilig gestaltet und erfreute sich großen Zuspruches. Neben sehr ästhetischen Astrofotos südlicher Objekte wurden gleichzeitig auch die Kultur des namibischen Volkes und der namibischen Flora und Fauna nähergebracht.
Nach dem anschließenden Abendessen folgte der immer samstags stattfindende Hauptvortrag; wiederum mit einer schon angekündigten Neuerung:
Zum ersten Male wurde ein fremdsprachiger Vortrag abgehalten. Das Vorstandsmitglied der Webb Society und Editor der englischen Amateurzeitschrift "The Observer" Owen Brazell referierte über "The Webb Society and the state of deep sky observing in the United Kingdom". Es war ein überaus interessant und leicht verständlich vorgetragener Vortrag. Für die sprachlich nicht so begabten Zuhörer übersetzte Ronald Stoyan blöckeweise den Inhalt. Es war sehr spannend zu erfahren, was das englische Gegenstück zur deutschen VdS so treibt. Die Engländer sind demnach besonders engagiert im Aufspüren von Supernovae in extragalaktischen Sternsystemen. Leider gibt es aber auch dort das gleiche Problem wie bei uns: Die meisten Teleskopbesitzer schauen nur spazieren und notieren sich nichts bzw. veröffentlichen ihre Beobachtungen nicht.
Nach dem Vortrag wurde wieder zum Erfahrungsaustausch übergewechselt, der bis spät in die Nacht andauerte.
Der letzte Tag der diesjährigen Tagung wurde eingeläutet von Uwe Pilz, der ein neues Fachgruppenprojekt vorstellte: "Die Offenen Sternhaufen des Nordhimmels visuell". Er will zum Beobachten aller vom Nordhimmel aus beobachtbaren OSt anregen, ein nach eigener Aussage "lebenslanges Projekt".
Im Anschluß folgte der Vortrag "Proxima Centauri - unser allernächster Nachbar" von Peter Riepe und Rainer Sparenberg. Sie stellten den nächsten Fixstern vor und knobelten anhand einer 26 Jahre alten und einer aktuellen Aufnahme die Eigenbewegung dieses Sternes mit einer umwerfenden Genauigkeit heraus.
Den letzten Vortrag hielt Rainer Töpler, der in Namibia mit einem 4,5 Zöller beobachtet hat und den "Südhimmel mit kleiner Öffnung" anhand von Zeichnungen bekannter Deep-Sky-Objekte vorstellte.
Der obligatorische Tagungsrückblick brachte diesmal ausnahmslos positives Feedback. Einzig das Wetter wurde mal wieder bemängelt, blieb es doch weit hinter den sonnogen Tagen der vergangenen Woche zurück.
Die DST war ein voller Erfolg.