M 74, NGC 7293 UND NGC 7009

Nach Durchzug eines Tiefdruckgebietes war es am 12.9.2002 gegen 20 Uhr erstaunlich klar geworden und es versprach, eine wirklich gute Nacht zu geben. Kurzentschlossen verabredete ich mich mit Bernd zu einer gemeinsamen Beobachtungsnacht in Königsberger Gefilden.
Gegen 22 Uhr angekommen, baute ich erst mal mein gesamtes Astromobiliar auf und scheinerte die schwere TAL-Montierung, da ich einige Fotos machen wollte. Um 23 Uhr hörte ich dann das unverkennbare Geräusch eines fahrbaren Verbrennungsmotors, das konnte nur Bernd sein. Hmmm, hört sich aber seltsam an die Kiste... Da stieg auf einmal Frank aus seinem Auto und begrüßte mich freudig.
Es stellte sich heraus, dass Frank und Klaus sich auch an diesem Platze verabredeten und schlussendlich waren wir zu viert auf dem Acker. Gerätschaften (17,5" Dob, 16" Dob, 10" Dob und 4,5" Döbschen...) waren ja genügend vorhanden und so konnte der Beobachtungsmarathon beginnen.
Klaus machte unsere Nachbargalaxie Andromeda unsicher, Frank schaute sich u.a. schwächste Galaxien in Lyra an und Bernd schwelgte in Galaxienlandschaften im Draco umher.
Durch die ganzen "Ahhs", "Ohhhhs" und "Boah, schau dir das mal an..." hungrig gemacht, schwörte ich für diese Nacht der monotonen chemischen Photonensammlerei ab und begab mich gegen Mitternacht auch auf Entdeckungsreise unbekannter Tiefen des Alls.

Mein erstes Objekt barg gleich eine Überraschung. Es handelte sich um die als SA(s)c I klassifizierte, kreisrunde Galaxie M74. Diese bestach in jüngster Zeit wegen des Aufleuchtens der Supernova SN 2002ap. Diese Supernova wurde in der Presse aufgrund der sehr hohen Energieemission auch gerne als "Hypernova" bezeichnet (siehe hierzu z.B. [2] und [3]). Mit einer Maximalhelligkeit von ca. 12m5 wäre mit meinem "getunten" 4,5" Instrument da allerdings nicht viel auszurichten gewesen.
Die Galaxie hatte ich schon mehrfach bei mir zu Hause zu beobachten versucht, jedoch niemals erfolgreich, da sich die Galaxie immer in der "Suppe" meines Heimatdorfes oder in der der Nachbarortschaft versteckte.
Im Königsberger Feld konnte ich die Galaxie gleich auf den ersten Blick direkt erkennen.
Nach Anfertigung einer Zeichnung notierte ich mir noch folgende Bemerkungen zu M 74:

Die Galaxie befindet sich in einer sternarmen Gegend. Die vorhandenen Sterne sind allesamt vergleichsweise schwach. M74 erscheint deutlich ausgedehnt und kreisrund, sie ist eine eher schwache Galaxie, die aber direkt gut gehalten werden kann. Eine Helligkeitssteigerung zum Kern ist kaum gegeben, allerdings habe ich zeitweise das Gefühl, dass die Galaxie einen stellaren Kern hat. Dies kann ich nicht eindeutig ausmachen. Field-sweeping hilft enorm.
Eingesetzte Vergrößerungen: 32x, 54x, 96x; Bedingungen: fst: 6m1 in And

Ihr glaubt nicht, wie glücklich ich war, dass ich diese Galaxie sehen konnte. Endlich kam auch mal ein "Uiii..." von mir!


Bild 1: M 74, wie ich ihn mit der Siberia 110 gesehen habe.
Nach diesem Erfolg muss ich wohl größenwahnsinnig geworden sein, denn ich versuchte, den Planetarischen Nabel NGC 7293 zu beobachten. Besser bekannt ist dieser Nebel als Helixnebel.
Mit einer Deklination von fast -21° steigt er in unseren Breiten bis etwa 19° über den Horizont. Zum Beobachtungszeitpunkt war NGC 7293 etwa 16° über dem Wald. Trotz der in [4] mit 7m angegebenen visuellen Helligkeit, rechnete ich nicht damit, den PN sehen zu können, da sich diese Helligkeit auf eine schier riesige Fläche verteilt und somit die Flächenhelligkeit mit 13m pro Quadratbogenminute sehr gering ausfällt. (Es stellte sich später heraus, dass M74 mit 14m7 pro Quadratbogenminute (aus [5]) noch wesentlich schwächer ist).
Naivling...! Schon beim ersten Blick durchs Okular konnte ich den Helixnebel bei kleiner Vergrößerung sehr deutlich sehen. Mit etwa 15' Durchmesser ist NGC 7293 etwa 1,5mal größer als die eben beschriebene Galaxie M74 und immerhin halb so groß im Durchmesser wie der Vollmond(!)
Folgende Bemerkungen notierte ich mir, wobei ich keine Zeichnung anfertigte:

Schon bei kleiner Vergrößerung deutlich flächenhaft, ja, riesig zu sehen. Der Planetarische Nebel erscheint rund, aber ohne jegliche Strukturen. Eine "Aushöhlung" ist nicht zu sehen. UHC-Filter hilft ein wenig, bringt aber keine Strukturen. Vergrößerungen zwischen 20x und 54x

Bei der Beobachtung sollte man unbedingt beachten, dass man nicht an die hochaufgelösten Fotografien denkt. Bei NGC 7293 ist mir das anfangs etwas schwer gefallen, da in meinem Zimmer ein Poster desselbigen hängt.

Im Anschluss an diesen Erfolg, probierte ich mich noch an NGC 7009, besser bekannt als Saturnnebel. Dieser PN steht wie der Helixnebel auch im Sternbild Aquarius. Mit etwa 8m ist er zwar eine gute Größenklasse schwächer, dafür verteilt sich diese Helligkeit aber nur auf eine Fläche mit einem Durchmesser von 36", d.h., die Flächenhelligkeit ist ungleich größer.
Der angegebene Durchmesser von 0,6' verrät schon, dass es sich um ein sehr kleines Objekt handelt; dementsprechend muss mit großen Vergrößerungen gearbeitet werden.
Nachdem ich das Zielgebiet per Starhop mit kleiner Vergrößerung angefahren hatte, wechselte ich sogleich auf 96fache Vergrößerung. Damit war aber noch nicht viel auszurichten, deshalb vergrößerte ich auf 162fach. Folgende Bemerkungen wurden notiert:
Der Planetarische Nebel erscheint sehr klein und strukturlos. Zeitweise habe ich das Gefühl, zwei kleine Ausbeulungen an gegenüberliegenden Seiten zu sehen (Bernd hat dies bestätigt). Filter bringt keine Verbesserung. Vergrößerungen: 162x und 202x

Nach diesen erfolgreichen Beobachtungen machte ich mich dann gegen 3 Uhr vom Acker.
Aus der kurzentschlossenen Beobachtungsnacht hat sich eine fantastische Nacht mit vielen Höhepunkten für uns alle aufgetan.........