Die Beobachtung datiert auf den 5.11.2003. Gezeichnet habe ich von etwa 21:45 - 22:15 MEZ. Da der Mond schon zu 91% beleuchtet war (Mondalter 11 Tage), war die Helligkeit im Okular extrem hoch und blendete sehr unangenehm. Trotzdem habe ich keinen Filter zwischengeschaltet, da dadurch feine Details verschmiert worden wären. Was soll's? Nach einer Zeit gewöhnt man sich daran. Irritierend ist nur, wenn man beidäugig zum Himmel schaut und der Helligkeitseindruck des linken, ungeblendeten Auges ein völlig anderer ist, als derjenige des anderen Auges.
Nun aber zu den Kratern bzw. der Zeichnung:
Zunächst habe ich mich auf dem Mond umgeschaut, um eine interessante Stelle ausfindig zu machen. Nach Abfahren des Terminators fiel mir auch eine Kraterkonstellation auf, die sich am Nordrand des Mondes bei 70° N und 30° W befindet (Karte 3 im Rükl): Südlich (also oberhalb) zweier Krater schlossen sich zwei fluchtende dunkle Linien an, von denen ich vermutete, dass es sich um eine Rille handeln könnte. Also zeichnete ich die Stelle bestmöglich ab, um später herauszufinden, was ich denn da gesehen haben könnte.
Leider war die Luft ausgesprochen mies und so konnte ich nur bis etwa 300x vergrößern. Mit meiner Siberia wäre ich froh gewesen, wenn ich jemals hätte so hoch vergrößern können, aber ein 18"er läuft sich bei solchen Vergrößerungen gerade mal warm...
Am nächsten Tag habe ich nach einer halbstündigen Recherche im Rükl, im Photographischen Mondatlas und mit Hilfe des Computerprogrammes Virtual Moon Atlas herausgefunden, dass es sich nur um die beiden Krater Anaximenes und Philolaos handeln konnte.
Bei der Beobachtung konnte man trotz des schlechten Himmel noch einige Strukturen erkennen, die ich hier etwas näher verifizieren möchte:
Auffällig ist zunächst ein ausgeprägter Schatten im 80km durchmessenden Anaximenes-Hauptkrater, der zwar keinen Zentralberg hat, dafür aber zwei helle Flecken aufweist. Auch im Rükl sind diese Flecken zu sehen. Vermutlich handelt es sich hier um Einschlagskrater.
Im 71km grossen Philolaos-Krater befinden sich zwei Zentralberge, dich ich auch ausmachen konnte. Im Gegensatz zum Atlas erschienen sie mir aber zusammen und nicht getrennt.
Erst bei näherem Hinsehen ist mir aufgefallen, dass zwischen den beiden großen Kratern ein kleinerer Krater liegt. Dies ist der Krater Anaximenes G, der von Philolaos etwas überdeckt wird. Das Kraterinnere ist sehr homogen. Auch zeigt sich hier kein ausgeprägter Schatten, was die Vermutung stützt, dass die Kraterwand nicht besonders hoch ist. Der Durchmesser dieses Kraters beträgt ca. 50km. Nördlich dieser Krater schließt sich eine Bergkette an, die zuviel Struktur bietet. Wenn man dies abzeichnen wollte, müsste man sicherlich das Vielfache an Zeit einplanen als ich es getan habe.
Ein besonderer Augenschmaus bieten die kleinen "Halbinseln" und "Inselchen", die vor dem schwarzen Hintergrund des unbeleuchteten Mondes zu sehen sind. Eine Halbinsel davon hat Ähnlichkeit mit Manhattan.
Auch im Süden sind noch viele Strukturen zu sehen, von denen ich hier nur noch den Krater Anaximenes B erwähnen möchte. Dieser befindet sich rechts oberhalb seines namengebenden Hauptkraters und hat einen Durchmesser von etwa 10km. Die anderen eingezeichneten Krater habe ich nur noch hinzugenommen, um herauszufinden, wie gut (in diesem Falle eher schlecht) die Auflösung an diesem Abend war. Der kleinste hier eingezeichnete Krater hat einen Durchmesser von etwa 3 bis 4 km. Also wahrlich nichts berauschendes, lässt sich dieses doch theoretisch schon mit einem 3-Zöller auflösen.
Der eigentliche Grund der Zeichnung waren ja, wie oben schon geschildert, die beiden dunklen Linien, die ich für eine unterbrochene Rille gehalten hatte. Diese entpuppten sich beim Betrachten des Rükls als Wall des Kraters Philolaos C, der vom Hauptkrater bis etwa zur Hälfte verdeckt wird.
Alles in allem hat sich aber auch diese Beobachtung trotz bescheidener atmosphärischer Bedingungen gelohnt. Nur an meinen Zeichenkünsten muss ich noch etwas feilen. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister.