Der Bau
Der Hut
Die Stangen
Die Hauptspiegelzelle
Die Rockerbox
Das Lichtschutztuch
Fazit
Danksagung
Literatur
In diesem Artikel möchte ich über den Bau eines 18" f/5 Dobson-Teleskopes berichten. Insbesondere möchte ich auf einige konstruktive Verbesserungen eingehen, die das Beobachten bequemer machen. Ausschlaggebend für den Bau war das ITV 2001. Zur damaligen Zeit war ich eigentlich kurz davor, die praktische Astronomie nach fast 7 Jahren wieder aufzugeben, trotzdem entschloss ich mich, zum Vogelsberg zu fahren. Bei diesem Treffen hatte ich die Gelegenheit, durch einen 18"-Dobson beobachten, der mir ein astronomisches Highlight nach dem anderen präsentierte: Neben den vielen bekannten Leckerbissen aus dem Messierkatalog, die auf Fotografien kaum hätten schöner aussehen können, beobachtete ich auch die Galaxie NGC 2300, die ich kurz zuvor mit meinem 4,5"-Teleskop sichten konnte. Der Unterschied war unglaublich. Ich konnte nicht nur die Galaxie direkt sehen; nein, sie zeigte mir sogar Strukturen. Es war um mich geschehen...
Am nächsten Tag schlenderte ich dann über den Platz und lernte Frank Leiter kennen, welcher mich zur AAG Heuchelheim einlud. Ich folgte dieser Einladung kurz später und lernte dort viele weitere Hobbyastronomen kennen, die mich sofort in ihren Kreis aufnahmen (eine Sache, die ich vorher nie für möglich gehalten hätte...). Dort quoll dann der Gedanke hervor, ein eigenes Teleskop zu bauen. Eigentlich wollte ich mit einem 10"-Instrument beginnen, dann sah ich mir die Spiegel-Preisliste verschiedener Firmen an und dachte, ein 12,5"er könne auch nicht schaden. Nach einiger Grübelei und gedanklichem Zischenstop bei 16" fand ich im Internet einen recht günstigen Anbieter und es sollte dann schlussendlich doch der 18-Zöller sein. Ohne die Hilfe sowie den Zuspruch meiner Vereinskollegen und Aussagen wie: "Teleskopbau ist nicht so schwer" und "Du schaffst das schon" hätte ich dieses Projekt sicherlich nie verwirklichen können, möglicherweise hätte ich niemals angefangen.
Der Bau:
Wie fängt man eigentlich mit dem Bau eines Teleskopes an, wenn man vorher mit dem Thema Selbstbau noch nie in Berührung gekommen ist? Nun, zunächst habe ich mir Fotos in einschlägigen Zeitschriften und im Internet angesehen, um eine konkrete Vorstellung zu bekommen, wie so ein Monster eigentlich auszusehen hat. Es folgte eine lange Zeit der Planerei, Zeichnerei und Verwerferei. Nach einigen Abenden hatte ich das Grundgerüst auf Papier. Ich versuchte schon jetzt, eigene konstruktive Verbesserungen, die ich bis dato noch nicht gesehen habe, mit in die Konstruktion einfließen zu lassen. Dies waren ein drehbarer Hut, eine "Hauptspiegelfernbedienung" und ein Filterrad.
Der "Hut":
Als Material verwendete ich 15mm starkes Birke-Multiplex, das eine ausgezeichnete Stabilität aufweist. Ein eigens zu diesem Zweck gebauter Zirkelaufsatz half beim Fräsen ungemein. Um den Hut drehbar zu machen, musste ich anstelle zweier Ringe gleich drei Stück anfertigen, wobei ein Ring drei kreisabschnittförmige Nuten erhält. Verbunden durch drei Schrauben lagert der Hut so auf dem dritten Ring, der die Verbindung zu den Stangen bildet. Die zweite Neuerung am Hut ist das Filterrad, welches einen Filterwechsel in unter einer Sekunde möglich macht. Durch einen Kugelschnäpper, der normalerweise im Möbelbau verwendet wird, rastet das Rad immer dann ein, wenn ein Filter in zentraler Stellung vor dem Okularauszug sitzt. Durch eine Flügelmutter ist es abnehmbar und kann so während des Transportes sicher verstaut werden. Das gesamte Rad wiegt ohne Filter gerade mal 75 Gramm. Ein Nachteil des Filterrades möchte ich allerdings nicht verschweigen: Damit das Rohr des Okularauszuges nicht gegen ein Filter stößt, musste ich einen Kasten bauen, der 30 mm dick ist und so genügend Spielraum zum Fokussieren bildet. Diesen Kasten habe ich aus Gewichtsgründen aus zwei hohlgefrästen Hälften gebaut. Die Spinne bog ich mir aus 0,75mm starkem Blech zurecht, wobei das Offset gleich mit berücksichtigt wurde. Um weiteres Gewicht zu sparen schnitt ich noch mehrere Fenster aus. Dies beeinflusst die Steifigkeit im übrigen nicht.
Die Stangen:
Beim ITV 2002 konnte ich ein sehr durchdachtes Design bewundern: Ein Sternfreund hat die Stangen seines Teleskopes so konstruiert, dass sie ein Bündel ergeben. Diese Idee kupferte ich ab. Durch zwei Kugelköpfe aus Kunststoff, die über ein Stück Multiplex geklemmt werden (übrigens eine Werkstoffpaarung, die sich sehr gut verträgt), werden die Stangen zusammengehalten. Auf diesen Holzstücken sitzt jeweils eine Kugel, über welche letztendlich die Stangen mit Spiegelzelle bzw. Hut verbunden werden. Das Stangenbündel wird im Gegensatz zu den meisten Konstruktionen nicht durch einen Klemmflansch fixiert, sondern durch Schrauben. Hierbei muss man beachten, dass die oberen Stangen auf Zug belastet werden und sich herausziehen, wenn die Kugeln nur seitlich geklemmt werden (der Autor spricht aus leidvoller Erfahrung). Aus diesem Grunde habe ich die oberen Kugeln der Stangen aus Aluminium neu gedreht und mit einer radialen Bohrung versehen, in welche die Klemmschraube greift. Das ganze System kann sich nun auch bei starkem Schwenken nicht mehr selbständig lösen.
Die Hauptspiegelzelle:
Das Herz des Teleskopes baute ich im wesentlichen nach [1]. Ich fügte noch zwei PC-Lüfter bei, wobei einer den Hauptspiegel von unten kühlt, während der andere quer über den Spiegel bläst. Die Idee des zweiten Lüfters ist diejenige, dass die durchströmende Luft ein besseres Bild erzeugt als eine über dem Spiegel stehende Luftschicht. Beim Bau wusste ich nicht, ob diese theoretische Überlegung in der Praxis etwas bringt, nach mehreren Versuchen in der Nacht glaube ich aber behaupten zu können, dass sich durch den Lüfter tatsächlich ein besseres Bild ergibt. Der Spiegel ruht auf einer 18-Punkt Lagerung und wird über eine Schlinge (aus einem Spanngurt) in Position gehalten. Die Höhenräder wurden aus Stabilitätsgründen aus 21 mm starkem Multiplex gefräst. Als Gleitlagerwerkstoffe dienen Ebony Star auf Teflon. Wie oben beschrieben, wollte ich eine sog. "Hauptspiegelfernbedienung" bauen. Der Gedanke, dass ich beim Justieren des Teleskopes zig-mal hin- und herrennen müsste ließ mich erschaudern. Bewerkstelligen wollte ich das durch zwei biegsame Wellen, die normalerweise für Bohrmaschinen eingesetzt werden (man braucht zum Justieren des Hauptspiegels strenggenommen nur zwei Justierschrauben zu drehen). Mit diesen durch ein Alurohr verlängerten Hilfsmitteln sollte es eigentlich möglich sein, den Hauptspiegel zu bewegen, während man gleichzeitig auf der Leiter stehend durch das Okular einen defokussierten Stern beobachtet. Dieses System habe ich bis fast zum Abschluss des Baus beibehalten. Leider hat sich aber gezeigt, dass enorme Gewichtsprobleme auftreten, wenn man die beiden biegsamen Wellen (5 kg) von der Hinterseite der Spiegelzelle hinauf zum Hut nimmt. Außerdem wäre eine große Rockerbox notwendig, um das ganze Kabel unterzubringen. Letztendlich habe ich das System verworfen, obwohl es von der Grundüberlegung sicherlich nicht schlecht ist. Es würde mich interessieren, ob jemand ein solches System erfolgreich im Einsatz hat.
Die Rockerbox:
Auch hier gibt es einen wesentlichen Unterschied zu vielen Eigenbauten: Anstelle eines Dreibeines habe ich mich für fünf Beine entschieden. Ausschlaggebend dafür war eine Beobachtung im Zenit mit dem 10"-Dobson eines Freundes. Beim Versuch, nachzuführen, hätte ich das Gerät fast umgeworfen. Das sollte mit meinem Teleskop natürlich nicht passieren. (Wer noch einen alten Drehstuhl mit drei Beinen hat, weiß sicher, wovon ich spreche). Auch hier ergibt sich wieder ein Nachteil, der nicht unerwähnt bleiben darf: Damit das Teleskop nicht wackelt, ist ein halbwegs ebener Boden vonnöten.
Lichttuch / Socke:
An dieser Stelle kann ich Velours-Lederimitat empfehlen. Zwar ist dieses mit ca. 10€ pro qm ziemlich teuer und auch nicht gerade leicht (in meinem Falle wiegt es 1,2 kg), der Kontrastgewinn ist aber ausgezeichnet. Ich möchte es bei meinen Beobachtungen nicht mehr missen. Nach einer Beobachtungsnacht sollte man das Tuch aber in einem warmen Zimmer aufhängen, da es nächtens Feuchtigkeit aufsaugt und es im schlimmsten Falle zu Gleichgewichtsproblemen des Teleskopes kommen kann.
Fazit:
Der Selbstbau hat mir sehr viel Vergnügen bereitet und ich konnte viel lernen. Ich kann jedem handwerklich begabten Menschen empfehlen, es mir nachzutun. Man kann konstruktive Eigenwege gehen und das Teleskop den eigenen Bedürfnissen anpassen. So trägt jedes Selbstbauteleskop die Handschrift seines Erbauers. Außerdem wird das Beobachten mehr Freude an einem selbstgebauten Gerät machen, als an einem gekauften Teleskop "von der Stange". Nicht zuletzt hat man für das nächste Teleskoptreffen einen Hingucker, der viel Bewunderung erfahren wird.
Danksagung:
Mein Dank gilt insbesondere den Sternfreunden der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Heuchelheim sowie Stathis Kafalis [2]. Ohne ihre Hilfe hätte ich dieses Projekt niemals anfangen und erfolgreich beenden können.
Empfohlene Literatur:
[1] D. Kriege, R. Berry, The Dobsonian Telescope, 1997, Willmann-Bell Inc.
[2] Stathis Kafalis' Homepage Besondere Beachtung verdient die umfangreiche Linksammlung zum Thema Teleskopselbstbau