Der Fragebogen
Im Zeitraum von Oktober 2002 bis Januar 2003 wurde an drei voneinander unabhängigen Schulen eine Umfrage mit astronomischem Inhalt durchgeführt. Auf dieser Seite möchte ich ein wenig über die Geschichte dieser Umfrage und auch über die Ergebnisse berichten.
"Ufo-Fieber hielt Menschen in Atem
Ein unbekanntes Flugobjekt (UFO) hat in den vergangenen Nächten die Bewohner der Westpfalz in Atem gehalten. Mehrere Personen, darunter auch drei Polizisten, hatten das schillernde Objekt beobachtet. Das "UFO" entpuppte sich jedoch schließlich als der Stern Capella."
[siehe auch Sterne und Weltraum 1/2001, S. 7]Schmunzelnd klebte ich diesen Lückenfüller in mein Album, ohne ihm weiter Achtung zu schenken.
Heute bezeichne ich dies als "Schlüsselerlebnis", da ich aufgrund dieses Ereignisses den Plan fasste, eine Umfrage mit dem Thema Astronomie durchzuführen, um herauszufinden, ob es wirklich so schlecht um das astronomisches Allgemeinwissen bestellt ist.
Im Jahr 2002 begann ich mit der Fachoberschule an der Werner-von-Siemens Schule in Wetzlar. Im dortigen Deutschunterricht sollte jeder Schüler ein Referat über ein frei wählbares Thema abhalten. Für welches Thema ich mich entschied, liegt auf der Hand: Plötzlich kam mir wieder die alte Umfrage ins Gedächtnis und so versuchte ich, meine Klassenkameraden mit dem Referat "Über die astronomische Bildung in Deutschland" etwas Begeisterung für die älteste Wissenschaft zu vermitteln, was aus meiner Sicht der Dinge auch gelungen ist.
Später fragte ich meinen Direktor, ob die Durchführung einer Umfrage an der Schule möglich sei. Ich bekam sehr schnell grünes Licht für die Aktion.
Die Bögen wurden in einigen Klassen im Unterricht ausgefüllt. Dies war für mich besonders wichtig, da ansonsten ein Großteil der Befragten vermutlich ins Lexikon geschaut hätte, was eine enorme Verfälschung des Umfrageergebnisses nach sich gezogen hätte.
Durch Vereinskollegen wurde der Fragebogen an zwei weiteren Schulen ausgeteilt. Ursprünglich war das nicht geplant, allerdings konnten so die Ergebnisse untereinander verglichen und ein representatives Gesamtresultat gezogen werden. Der Fragebogen
Insgesamt waren auf dem Fragebogen 15 Fragen zu beantworten. Es gab 17 Punkte zu erzielen (bei zwei Fragen gab es jeweils einen Zusatzpunkt).
Die Bewertung der einzelnen Fragen mit der gleichen Punktzahl "verschönt" die gesamte Auswertung ein wenig, da schwierigere Fragen (das waren insbesondere diejenigen, bei denen frei geschrieben werden musste) genauso viel bzw. genauso wenig zählten.
Die Auswahl der Fragen wurde willkürlich gewählt. Ich habe mich bemüht, möglichst elementare Fragen einzubauen. Dank zahlreicher Hilfen im Diskussionsforum bei Astronomie.de nahm der Fragebogen seine entgültige Form an.
Die Frage nach der Anzahl der klassischen Planeten beantworteten in der WvSS 59% (WEG 83%, HS 71%) richtig, allerdings konnten nur 29% (56%, 37%) auch alle Planeten aufzählen.
Dass Jupiter den größten Durchmesser der Planeten aufweist, wussten 46% (47%, 64%) der Befragten.
Das schlechteste Ergebnis der gesamten Umfrage lieferte die Frage nach den beiden häufigsten Elementen im Universum. Nur 9% der Teilnehmer bei der WvSS (13%, 15%) konnten beide Elemente nennen. Demgegenüber wurde die Aufgabe von jeweils etwa 3/4 aller Kandidaten übergangen.
Dass die Entfernung der Erde zur Sonne keine Relevanz für unseren Sommer hat, wussten 34% der Befragten in der WvSS (WEG 47%, HS 49%).
Gemischt ausgefallen ist die fünfte Frage. 89% (80%, 78%) aller Teilnehmer glauben zwar, dass die Erde vom Mond aus gesehen eine andere Größe aufweist als der Mond von der Erde aus gesehen, aber nur 58% (41%, 65%) der richtigen Kreuzchen enthielten auch die zutreffende Begründung. Dass die Frage oftmals nicht richtig verstanden wurde, zeigen die zahlreichen Aussagen "Unterschiedliche Entfernung". Weitere Aussagen wie "Bin fest davon überzeugt", "Der Kerl auf'm Mond hat's gefilmt" und "Hab ich auf Bildern gesehen" regten dagegen zum Schmunzeln an.
Den Sinn und Zweck des Schaltjahres kannten nur 40% der Befragten (25%, 25%). Jeweils etwa die Hälfte übersprangen die Aufgabe. Aufschlussreich waren hier die beiden Aussagen "Zum Ausgleichen des Monatszyklus" und "Die Sonne braucht nicht genau ein Jahr zur Erdumrundung"...
Schlecht sind die Ergebnisse bei der Frage nach dem Alter des Universums: Nur auf 17% (24%, 16%) der Fragebögen wurde das Kreuz an der richtigen Stelle gemacht. Da es 6 Antwortmöglichkeiten gab, liegt die Wahrscheinlichkeit bei etwa 17% richtigen Antworten. Auffallend ist aber die Tendenz zu den großen Werten. Immerhin 46% der Befragten an der WvSS (WEG 61%, HS 55%) wählten einen der drei größten Werte.
Ziemlich ausgeglichen sind die Resultate der Frage nach dem wesentlichen Unterschied zwischen einem Stern und einem Planeten. 35% der Antworten (32%, 40%) waren zutreffend.
Dass die dargestellte Skizze eine Mondfinsternis zeigt, wussten ganze 78% (75%, 90%), ein gutes Ergebnis.
Eher mager war die elfte Frage. Nur 32% (27%, 43%) entschieden sich richtig. Da wohl jeder schon mal etwas vom "Mann im Mond" gehört haben dürfte, gehe ich davon aus, dass viele die Frage mit den Mondphasen verwechselt haben.
Wie riesige Sternansammlungen mit 100 Mia. Sternen und mehr genannt werden, wussten jeweils etwa 2/3 der Befragten.
Sehr gut ausgefallen ist die Frage nach dem Lichtjahr. 85% (81%, 89%) der Befragten kreuzten hier das richtige Kästchen an.
Dagegen nahezu katastrophal ist der Größenvergleich Erde - Sonne. Nur 23% (25%, 19%) wählten den richtigen Wert. Wie schon bei Frage 8, so ist auch hier eine eindeutige Tendenz zum Großen sichtbar: Jeweils etwa 3/4 aller Teilnehmer wählten einen der drei höchsten Werte.
Erfreulicherweise konnten aber 85% der Schüler an der WvSS (WEG 83%, HS 76%) das abgebildete Sternbild richtig benennen.
Ausserdem hat sich gezeigt, dass die gegebenen Antworten nicht abhängig vom Alter sind. Allerdings lässt sich bei der WvSS sehr schön zeigen, dass die Ergebnisse mit zunehmenden Wissensstand besser werden. Während Hauptschüler nur durchschnittlich 43% der erreichbaren Punktzahl erzielten, erlangten Realschüler 51% und Abiturienten 53%.
Eine Besonderheit ist in bezug auf die Geschlechter aufgetreten: Während an der WvSS (Frauenquote ~ 6% aufgrund der Fachrichtung) keine gravierenden Unterschiede zwischen weiblichen Ø 51%) und männlichen (Ø 49%) Teilnehmern aufgetreten sind, beträgt das durchschnittliche Ergebnis von Frauen am WEG 56%, bei Männern ebenfalls aber nur 49%. Die Frauenquote beträgt hier 52%. Genau anders herum verhält es sich bei der HS. Frauen erzielten hier durchschnittlich 46%, Männer dagegen 56% (Frauenquote hier 39%).